Naturschutz

Ist ein Englischer Zierrasen ökologisch wertvoll ?

Ein gepflegter, sattgrüner und dicht gesäter Zierrasen, der mehrmals jährlich gemäht wird, damit das Gras immer schön klein bleibt, galt und gilt immer noch als Leitbild eines schönen und gepflegten Gartens. Ganz im Sinne eines typischen Englischen Rasens der Schlossparks.

Leider hat ein solcher Rasen kaum einen ökologischen Wert und da darin keine Blühpflanzen vorkommen, ist er auch für die sich im Rückgang befindlichen Bestäuberinsekten komplett uninteressant. Zudem bedeutet ein gut gepflegter Englischer Rasen einen sehr hohen Arbeitsaufwand und einen erheblichen Eingriff in das biologische System Garten”. Das häufigere Bewässern in den heißen Sommermonaten und die regelmäßige Düngung des Rasens tragen zwar dazu bei, einen fortwährend kräftig gefärbten Zierrasen präsentieren zu können, allerdings wird das auf dem Rasen vergossene Wasser auf anderen Stellen dringender gebraucht (vor allem in trockenen Sommern) und die Düngung einer eigentlich nicht relevanten Grünfläche mit oftmals unnatürlichen Düngemitteln (z.B. Blaukorn) ist auch mehr als fraglich. Zudem bedeutet eine hohe Nährstoffzufuhr natürlich ein schnelleres Wachstum und somit auch ein häufigerer Mahdrhythmus (ergo ein wiederum höherer Arbeitsaufwand). 

Ab wann ist ein Zierrasen denn ökologisch ?

Wie wäre es also, sich den gesamten Arbeitsaufwand des Bewässerns, der Mahd, der Düngung, des Vertikutierens etc. zu sparen und den Rasen mehr oder weniger sich selbst zu überlassen ? Oftmals entwickeln sich im Laufe weniger Jahre typische Blühpflanzen der Trittrasengesellschaften. Rot- und Weißklee gelten beispielsweise als sich schnell etablierende Pionierpflanzen und sind ein wahrer Insektenmagnet. Auch Gänseblümchen und Löwenzahn werden sich rasch etablieren können und bringen etwas Farbe in den Rasen. Weiter können sich viele andere Pflanzenarten auf dem Rasen ansiedeln, die eine wichtige Funktion als Bestäuberpflanzen für Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen haben. Dazu zählen beispielsweise die Schafgarbe, der Wiesenpippau, der Wegerich, der Hahnenfuß und noch verschiedene Wicke-Arten. Natürlich unterliegen solche Rasen auch einer Pflege, die sich allerdings lediglich auf einige wenige Mahddurchgänge pro Jahr begrenzt. Dabei empfiehlt sich eine späte Mahd, damit die Blühpflanzen auch alle zur Blüte kommen und sowohl Insekten als auch andere Tiergruppen so lange wie möglich vom hohen Gras profitieren können. In diesem Zusammenhang hat die Biologische Station des SIAS die Aktion méi net am Mee“ gestartet, bei der Privatleute dazu ermutigt werden, ihren Rasen erst ab Juni das erste Mal zu mähen. Die Teilnehmer mit dem schönsten und artenreichsten Rasen erhalten sogar einen Gewinn.

Ökologische Saatgutmischungen aus Luxemburg

Möchten Privatleute nicht jahrelang auf das Etablieren einer reich blühenden Rasenfläche warten, so besteht auch die Möglichkeit, speziell für Gärten zusammengesetzte Saatgutmischungen zu kaufen. Hier empfiehlt es sich unbedingt, auf die Saatgutmischung LUX-Blumenwiese“ des ministeriell geförderten Projekts Wëllplanzesom Lëtzebuerg“ zurückzugreifen. Diese Saatgutmischung (genauso wie andere Mischungen dieses Projekts) besteht zu 100 % aus in Luxemburg gesammeltem und angebautem Saatgut und so sind die Pflanzen bereits bestens an das in Luxemburg vorherrschende Klima angepasst. Der hohe Blühpflanzenanteil von 50 % mit verschiedenen Blühzeitpunkten garantiert zudem einen farbenfrohen Rasen mit Blüten von Frühling bis Herbst. Der Name Zierrasen bedeutet ja schließlich, dass der Rasen eine Zierde sein sollte. Welch ist denn eine größere Zierde im eigenen Garten als ein reich blühender, mit vielen verschiedenen Pflanzenarten geschmückter Rasen ?

Was, wenn der Gartenrasen auch freizeitlich genutzt werden soll ?

Da der Privatgarten oft in einem großen Umfang genutzt wird ist es durchaus verständlich, dass ein Mahdverzicht im Frühling und das daraus resultierende hohe Gras nicht auf der gesamten Fläche umsetzbar ist. Das Anlegen von extensiv genutzten Inseln mit höherem Gras ist in dem Fall eine leicht umsetzbare Lösung. In dem Fall kann der Teil der Rasenfläche, der oft genutzt wird, auch häufiger gemäht werden, während in einigen Ecken Inseln stehengelassen werden, die erst zu einem späteren Zeitpunkt im Spätsommer gemäht werden. Somit können (Bestäuber-)Insekten sowie andere Tiergruppen zumindest von einer Teilfläche profitieren.

Wie man sieht ist es nicht nötig, viele Arbeitsstunden in einen vermeintlich prachtvollen Zierrasen zu investieren, wenn sich mit wenig Aufwand eine farbenfrohe, ökologisch wertvolle Blumenwiese etablieren lässt. Und vielleicht wird man bereits nach kurzer Zeit eine Insektenfauna beobachten können, wie man sie sich vorher im eigenen Garten nicht vorstellen konnte.