Naturschutz

Fledermäuse sind nachtaktive, flugfähige Säugetiere, die sich von Insekten ernähren. Die meisten Arten sind Kulturfolger und haben sich im Laufe der Zeit an die vom Mensch geschaffene Umwelt angepasst. Sie besiedeln heute Scheunen, Kirchen oder Häuser. 

Als Lebensräume benötigen die Fledermäuse ein Sommer- und ein Winterquartier. Das Winterquartier dient zur Überbrückung der kalten Wintermonate. Als Winterquartier dienen Höhlen und Felsspalten, hohle Bäume sowie frostsichere Keller und Bergwerke. Während der Wintermonate stellen die Fledermäuse ihre Aktivität ein (Winterschlaf), senken ihre Körpertemperatur und leben von ihren Fettreserven, die sie sich über die Sommermonate angefressen haben.

Warme und ungestörte Dachböden oder Hohlräume an Fassaden dienen vielen Fledermausarten als Sommerquartier, wo sie je nach Art zwischen März und September anzutreffen sind. Fledermausweibchen sammeln sich in dieser Zeit in Kolonien und bilden sogenannte Wochenstuben, wo sie gemeinsam ihre Jungen gebären und säugen. Pro Jahr wird im Durchschnitt ein Jungtier geboren, das nackt zur Welt kommt und die ersten Wochen mit Muttermilch versorgt wird. Besonders in dieser Zeit kann auch die kleinste Störung einen großen Effekt auf den Aufzuchterfolg der Kolonie in der Wochenstube haben.

Durch Veränderungen in der Landschaft haben sich die Lebensbedingungen für die Fledermäuse jedoch drastisch verschlechtert. Der Wegfall geeigneter Sommerquartiere, der allgemeine Rückgang an Biodiversität und der Einsatz von Pestiziden zählen heute zu den Hauptgründen für die kritische Situation dieser Insekten fressenden Nützlinge. Etliche Kolonien sind in den vergangenen Jahrzehnten zusammengebrochen. Fledermäuse sind heute stark bedroht. Das luxemburgische Naturschutzgesetz und vor allem die EU-FFH-Richtlinie (RL 92/43/EWG), stellen alle 18 in Luxemburg vorkommenden Fledermausarten unter einen strengen Schutz, da Fledermäuse Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse sind.

Der Fledermausschutz in der Praxis umfasst im Allgemeinen drei Aspekte :

  • Schutz und Verbesserung der Sommerlebensräume (z.B. Schutz der Wochenstuben)
  • Schutz und Verbesserung der Winterlebensräume (Unter-Schutz-Stellung der als Winterquartier bekannten Höhlen, Stollen, usw.)
  • Gestaltung der Umwelt, insbesondere der Jagdhabitate (Maximierung des Nahrungsangebotes, Reduzierung von Störfaktoren, …)

In den vergangenen Jahren wurden auch in den Gemeinden des SIAS Projekte zum Schutz der Fledermäuse umgesetzt. Vor allem an Kirchen, die als Sommerquartiere und Wochenstuben für Fledermäuse eine herausragende Bedeutung haben, wurden konkrete Projekte umgesetzt, um den Tieren den Zugang zum Dachboden zu ermöglichen. Die Öffnung der Dachstühle in Kirchen bleibt in der Regel vom Menschen unbemerkt, da die Tiere nachtaktiv und nur im Sommer anwesend sind. Schäden am Dachstuhl treten durch die Tiere nicht auf. Die Dachstühle der Kirchen eignen sich besonders als Wochenstube, da hier mit wenig bis keiner Störung während der Sommermonate zu rechnen ist, trocken-warmes Klima im Dachraum vorherrscht, und die Räume in der Regel dunkel sind. Da es sich um nachtaktive Tiere handelt, brauchen sie tagsüber dunkle und ungestörte Hangplätze.

Parallel zu diesen Projekten, die eine Verbesserung der Sommerlebensräume und der Reproduktionsstätten für Fledermäuse zum Ziel haben, werden Projekte zur Förderung der Biodiversität durchgeführt. Hierzu zählen unter anderem der Schutz und die Erhaltung der Streuobstwiesen (Bongerten), die den Fledermäusen als wichtiges Nahrungshabitat dienen. Unterstützend wirkt das Abschließen von Biodiversitätsverträgen mit Landwirten zur extensiven Nutzung von Flächen, die naturnahe Gestaltung und Pflege öffentlicher Grünflächen, der Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden, u.v.a., um eine fledermausfreundliche Umgebung zu schaffen. 

Die Vielfalt und das Nebeneinander von Offenlandbiotopen (naturnahe Wälder, Bongerten, Hecken, Baumgruppen, artenreiches Grünland, Wasserläufe, …), die den Fledermäusen als Nahrungshabitate dienen, sowie zahlreiche Möglichkeiten für Sommerquartiere (große Dächer in Scheunen und Kirchen, Ruinen, usw.) sind optimale Rahmenbedingungen für Fledermäuse.