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Was sind Trockenmauern ?

Trockenmauern sind eine alte Technik des Mauerbaus, bei der stabile Mauern aus lokalen Natursteinen gebaut werden. Die Steine werden ohne Mörtel aufeinandergestapelt, wodurch zahlreiche ökologische Kleinlebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen.

Bei Trockenmauern unterscheidet man zwischen freistehende Mauern (beidseitig) und Stützmauern (einseitig). Letztere wird zum Ausgleich von Niveauunterschieden genutzt. Diese Art von Trockenmauer eignet sich ideal, um im eigenen Garten eine Terrasse abzuschließen, ein Hochbeet zu umgrenzen oder einen Hang zu befestigen. Viele Steine dieser Mauer stehen direkt in Kontakt mit der Erde des abgestützten Hanges, wodurch diese Erde länger feucht bleibt und ist somit für eine größere Vielfalt an Pflanzen geeignet. Eine freistehende Mauer im eigenen Garten eignet sich zum Beispiel gut als Trennwand, jedoch wachsen auf diesen Mauern oft weniger Pflanzen aufgrund der erhöhten Trockenheit.

Lebensraum Trockenmauer

Für Tiere werden Trockenmauern unterschiedlich zum Nutzen. Unter anderem dienen sie als Winterquartier, Schutzraum, Brutplatz oder Jagdrevier. Vor allem Amphibien und Reptilien, wie Kröten, Salamander und Eidechsen, suchen im Winter Schutz in den tiefen Spalten und Hohlräumen in der Bodennähe der Mauer und graben sich in der frostfreien Zone in Humus und Sand ein. Hier ist der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht im Sommer und Winter nur 4°C. In anderen frostfreien Mauerspalten überwintern gerne Hummelköniginnen sowie Schmetterlingsraupen und ‑puppen. Igel nutzen gerne Laub-gefüllte Mauerhöhlen am Mauerfuß als Winterquartier. 

Idealerweise verlaufen die freistehenden Trockenmauern in Ost-West-Richtung, um eine Schatten- und eine Sonnenseite zu haben. Dies trägt zur Erhöhung der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen bei, da unterschiedliche Mikroklimas entstehen. Im Sommer verstecken sich einige Tiere, wie Erdkröten, tagsüber gerne auf der Nordseite von Trockenmauern, da es dort zwischen den Steinen vergleichsweise feucht und kühl ist. Andere jedoch nutzen gerne die gespeicherte Hitze an späten Abendstunden um sich zu wärmen. Tagsüber suchen Heckenbraunellen, Rotkehlchen und Zaunkönige auch gerne in Trockenmauern oder in dessen Nähe nach Nahrung. 

Neben der Besiedlung von Tieren werden die Trockenmauern mit der Zeit auch von Pflanzen besiedelt. Viele Pflanzen kommen von alleine auf, man kann aber natürlich auch nachhelfen, um den Vorgang zu beschleunigen. Dafür kann man etwas Erde in die Fugen füllen, um Samen oder Jungpflanzen von trocken- und hitzetoleranten Pflanzenarten zu setzen. Es ist jedoch wichtig, dies nur in einigen Spalten zu tun, um den Tieren den Zugang zu ihren Verstecken nicht zu versperren. Am besten werden die gewünschten Pflanzen auch nicht dicht bepflanzt, da sie sich später noch rasch ausbreiten werden. Frühlingsfingerkraut und Mauerpfeffer sind zum Beispiel gut an die Bedingungen an der Mauer angepasst.

Hier eine Liste heimischer Trockenmauerpflanzen, die an die Bedingungen der Mauer angepasst sind :

  • Heide-Günsel (Ajuga genevensis)
  • Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) und weißer Mauerpfeffer (Sedum album)
  • Rote Fetthenne (Sedum telephium)
  • Raue Nelke (Dianthus armeria) und Stein-Nelke (Dianthus sylvestris)
  • Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)
  • Echte Katzenminze (Nepeta cataria)
  • Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys)
  • Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans)
  • Sand-Thymian (Thymus serpyllum)
  • Schildblättriger Ampfer (Rumex scutatus)
  • Echter Dost (Origanum vulgare)
  • Ruprechtskraut (Geranium robertianum)
  • Rote Spornblume (Centranthus ruber)

Andere Listen können Sie noch bei der NABU und insekten​.lu finden.

Wie bauen, was wird gebraucht ?

Beim Bau einer Trockenmauer ist es wichtig, eine Neigung von etwa 10 – 15% einzuhalten — einseitig bei einer Stützmauer und beidseitig bei einer freistehenden Mauer. Die Neigung sorgt dafür, dass das Gewicht der Steine in die Mitte der Mauer gedrückt wird, um so das Herausrutschen der Steine zu verhindern (Abbildung S. 3 — Technische Anleitung).

Die Basis einer Trockenmauer muss entsprechend angepasst sein (und mindestens 50 cm breit sein). Bei einer Stützmauer sollte die Höhe nicht das Dreifache der Breite des Sockels überschreiten, während die Höhe bei einer freistehenden Mauern nicht mehr als das Doppelte der Breite betragen sollte. 

Jeder Stein sollte optimal an die Nachbarsteine angepasst sein. Ein lockerer Stein sollte mit kleineren Steinen oder Steinscherben befestigt werden oder zurechtgehauen werden. Trockenmauern benötigen in der Regel nach dem Bau keine weitere intensive Pflege. Bauanleitungen und weitere Tipps und Tricks finden Sie hier : von Interreg oder BirdLife Schweiz.

Abgesehen davon kann man beim Bau einer Trockenmauer seiner Fantasie freien Lauf lassen. Sie können die Trockenmauer durch die Integration eines Insektenhotels erweitern oder eine Kräuterspirale/​Schmetterlingsspirale anlegen, um verschiedene Kräuter anzubauen. Auf diese Weise schaffen Sie einen belebten und naturnahen Lebensraum in ihrem Garten.

Die 10 goldene Regeln für stabile, langlebige Trockenmauern (geschrieben von der Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz)

  1. Die größten Steine werden im Fundament verarbeitet.
  2. Immer mit Schnurgerüst und Richtschnur arbeiten.
  3. Steine mit Überbindung einbauen : Ein Stein liegt auf zwei Steinen, zwei Steine liegen auf einem Stein.
  4. Alle Steine werden mit einem leichten Gefälle Richtung Mauerkern gesetzt.
  5. Die Steine müssen auf ihrem natürlichen Lager liegen.
  6. Gesetzte Steine schließen satt an und sollten nicht mehr bewegt werden können.
  7. Die Hintermauerung wird sorgfältig von Hand gebaut. Alle Hohlräume im Innern der Mauer exakt ausbauen.
  8. Keine Keile von vorne in die Sichtfläche einbauen.
  9. Pro Quadratmeter Mauer mindestens einen Durchbinder einbauen.
  10. Möglichst große und schwere Decksteine verwenden.